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Pubertier – die sonderbare Welt der Teenager

Pubertier – die sonderbare Welt der Teenager

Ich habe ein Pubertier zu Hause, einen pubertierenden Teenager.
Es bewohnt das Zimmer meines Sohnes und lässt nichts und niemanden hinein. 

Manchmal öffnet es seine Pforten, und ich darf ins Reich des Pubertiers eintreten.
Bevor ich eintrete, muss ich allerdings klopfen 🙂

Im Reich des Pubertiers gibt es Socken, von denen ich meine, sie könnten bereits von alleine gehen oder fangen bald an zu sprechen. Dort riecht es manchmal wie in einem Pumakäfig – oder so stark nach Deo und Parfüm, dass mir die Luft wegbleibt.

Im fernen Land der Pubertiere wird viel gelacht, man kapselt sich ab und bekommt von ihnen abends vielleicht ein leises „Gute Nacht“ zugerufen. Die Tür ist dabei meistens geschlossen 🙂

Heute trifft man sich unter der Woche oft virtuell und spielt gemeinsam Spiele, die ich nicht verstehe. 

Mein Teenager ist ein besonderes Exemplar, und ich muss gestehen, dass meine nicht besonders autoritäre Erziehung und das Genehmigen von Diskussionen dazu geführt haben, dass mein Kind gerne mit mir diskutiert. Sogar der erste Platz bei Jugend debattiert ist dabei rausgekommen.
Coolio – doch nicht alles verkehrt gemacht. *lach* 

Manchmal hat mein Sohn allerdings die besseren Argumente, und ich hole dann die Weil-ich-das-jetzt-so-sage-Mutterkeule raus und habe gewonnen. Ha! Ha! Alleinige Autorität kann herrlich sein.

teenager pubertier

Austesten von Grenzen oder: Wie viel Blödsinn darf ich verzapfen, und wie lasse ich mich am besten nicht dabei erwischen!

Jetzt steht eine neue Phase in der pubertären Entwicklung an. Nennen wir es: Austesten von Grenzen oder: Wie viel Blödsinn darf ich verzapfen, und wie lasse ich mich am besten nicht dabei erwischen!
Nun gut, wir waren alle mal 15 oder fast 16. Dass ich in dieser Zeit alles andere als unschuldig war, das sagen wir niemanden. Manche Aktion in jungen Jahren hat meinen Eltern das eine oder andere graue Haar beschert. Sorry 🙂

Ich erinnere mich an meinen 18. Geburtstag, an dem ich mir ein Bein gebrochen habe, weil ich hinter einer Standheizung noch Alkohol vermutete. Die Heizung war später auf meinem Fuß, ich im Ausland im Krankenhaus, bekam einen Gips, aber keine Krücken und die vermeintlich vollen Wodka-Flaschen waren eh leer.

Oder diese eine Party zu Hause, die dermaßen partymäßig war, dass meine Eltern anschließend das Wohnzimmer renovieren mussten. Das Aufsaugen von Erbrochenem mit dem nagelneuen Vorwerk-Staubsauger konnte ich im leicht angeheiterten Zustand gerade noch verhindern.

Oder die Erkenntnis, dass Wodka mehrere Monate völlig unbeschadet in einer Hecke im Garten meiner Eltern überleben kann und mein Vater sich beim Heckeschneiden wunderte, was diese Flasche Schnaps in seiner Gartenhecke macht.

Ich würde meinem Sohn auch niemals sagen, dass ich in den Maschendrahtzaun einer Nachbarin gefahren bin, ohne einen Führerschein zu haben. Ups.

In die Discos habe ich mich bereits mit 14 geschummelt, und irgendwann habe ich nachts mal an ein falsches Fenster geklopft und den Vater meines Schwarmes aufgeweckt.

Mein Pubertier ist im Vergleich zu mir das reinste Vorzeigekind, und auch wenn es gerade alle Grenzen austestet und ich manchmal streng sein muss, so finde ich das Grundvertrauen in ihn sehr wichtig.

Mir haben folgende Dinge im Umgang mit einem Pubertier sehr geholfen:

Gelassenheit – es wird alles besser
Talk about it – über Dinge sprechen, die mich stören (und ihn)
Vertrauen ist gut – Manchmal brauchen Kinder einen Vertrauensvorschuss
Kontrolle ist besser – Gewisse Kontrollinstanzen nutzen und bei Verstößen drüber sprechen und wieder vergessen
Liebe – Ich sage es meinem Kind jeden Tag, dass ich ihn liebe
Frust wegschreiben oder wegsprechen – mit Freunden reden, sich austauschen und gemeinsam versuchen, schwierige Situationen zu lösen.

Hast du auch ein Pubertier? Wenn ja, wie geht es dir dabei?

Verrate es mir doch!

Love yourself,

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  1. Hey Tanja
    Ich habe zu Hause auch so ein Exemplar. Auch ich habe dieses zum Thema bei meiner Kolumne gemacht.
    Hier ist er:

    Erwachsen- werden ist schwer, Erwachsensein noch viel mehr!

    Ihhh, das mag ich nicht“, so begrüßt mich mein Puber- tier, nachdem es aus der Schule kommt. Kommt Euch das bekannt vor? Morgens versucht man zu er- ahnen, worauf es heute Lust und Hunger hat. Natürlich darf man es morgens nicht direkt mit solchen Fragen nerven. Also kauft man auf „gut Glück“ alles frisch ein und sitzt weit über eine Stunde daran, das Gericht den Ansprüchen des Kindes anzupassen. Kein unnöti- ges Gemüse verwenden und erst recht nichts Grünes bitte. Und wenn schon Fleisch, dann nur in kleinen mundgerechten Happen, damit man sich das lästige Kau- en sparen kann. Am liebsten was mit Nudeln. Bei einem von sieben Tagen liege ich richtig.
    Auch sonst ist es jeden Tag wie ein Lauf über das Mienenfeld. Nicht zu viele Fragen stellen, sonst geht das Pubertier genervt ins Zimmer und kommt mit viel Glück erst zum gemeinsamen Abendessen wieder raus. Stelle ich keine Fragen, muss ich mir anhören, dass ich mich nicht für das Leben von ihm interessiere. Aber auch dann bitte nur Fragen, die man vorzugsweise mit Ja oder Nein beantworten kann.
    Auch beim Thema Aufräumen muss man sich vorsichtig heran- tasten. Holt man die Kleidungs- stücke zum Waschen selbständig aus dem Zimmer, hagelt es direkt Vorwürfe, man verletze die Privat- sphäre. Wartet man darauf, dass das Pubertier seine Schmutzwä-
    sche eigenständig zum Waschen bringt, fällt es ihm erst an dem Morgen ein, an dem es die Klei- dung braucht. Und auch dann bekommt man die Schuld dafür zugeschrieben, da man natürlich wissen muss, dass es genau die- se Hose und keine andere heute anziehen will und man hätte die ja wohl längst waschen können.
    Die Mithilfe im Haushalt vertiefe ich erst gar nicht, da ich die Er- fahrung gemacht habe, dass es mich, wenn ich es selber mache, weniger Nerven und Porzellan ko- stet. Bei einigen Pubertieren führt es zu Heulkrämpfen und Minder- wertigkeitskomplexen, sobald sie etwas falsch weggestellt oder beim Spülen ein Glas zerbrochen haben. Und auch hier stehe ich wie ein Fragezeichen im Raum und überlege, was ich nun Tun kann, um ihm zu helfen, da wieder rauszukommen.
    Ich weiß ja selber, wie schwer es ist, erwachsen zu werden. Jeder von uns hat die Zeiten noch leb- haft in Erinnerung, als wir unse- re Eltern nervig fanden und wir nichts lieber wollten, als alleine Entscheidungen treffen zu kön- nen und zu machen, was wir wol- len. Aber Niemand bereitet einen darauf vor, selber ein Elternteil von einem solchen heranwachsenden Pubertier zu sein.
    Bis bald,
    Eure Betty