Wenn die Modepolizei, die sich sehr gerne hinter Strass besetzten „Glitzer-Tiger-Pullis“ versteckt, die große Kritik-Keule rausholt.
Liebe Modepolizei,
wir kennen alle diese wohlwollenden Ratschläge, die wir jeden Tag in Zeitschriften lesen oder gar von der Verwandtschaft hören.
„Trag das nicht mit deiner Figur. Weiß trägt auf – Schwarz lässt dich schlanker aussehen. Querstreifen machen dick, die solltest du meiden.“ (Und ja, Betonung auf „musst“.)
Ich muss doch gar nichts. Sondern nur mir selbst gefallen und mich wohlfühlen. Nur mal so 🙂
Auf den Social Media Kanälen wird gemeckert, kritisiert und manchmal beleidigt. Die Modepolizei, die sich sehr gerne hinter mit Strass besetzten „Glitzer-Tiger-Pullis“ versteckt holt die große Kritik-Keule raus und ist sich für nichts zu schade.
Der dicke Körper ist eine Kampfzone, die für viele Dinge herhalten muss. Siehe das aktuelle Cover des Barbara Magazins. Möchte Frau Schöneberger darauf aufmerksam machen, dass dicke Körper „normal“ sind und trägt deshalb einen Fatsuit? Das man hier für mächtig viel Aufregung sorgt und dicke Menschen mal wieder satirisch darstellt, war natürlich keine Absicht?!
Really?!

Woran liegt es, dass dicke Körper immer verbessert werden sollen?
Kaschieren, verstecken oder optimieren – alles keine Fremdwörter für Frauen und Männer mit mehr. Bei diesen gut gemeinten Ratschlägen könnten wir fast die Lust an der Mode verlieren oder wir erklären der Modepolizei, die übrigens auch sehr gerne in den Redaktionen von Frauenzeitschriften sitzt, dass wir unsere ganz eigenen Regeln aufstellen und unseren Körper gut finden, so wie er gerade ist. Ganz ehrlich! Punkt.
Danke Instagram und Facebook hat die Plus Size Community eine Plattform gefunden, in der sie sich zeigen kann. Immer mehr Events, wie meine Plus Size Fashion Days, Castings und auch Magazine, wie das „The Curvy Magazine“ sorgen für mehr Sichtbarkeit. Trotzdem stehen wir noch ganz am Anfang. Quasi in den Startlöchern für den Plus Size Sichtbarkeits-Marathon!
Vielfalt und unterschiedliche Körperformen in der Print- und Medienlandschaft zu finden und abzubilden, scheint ein riesiges Problem zu sein. Wir wollen also weiterhin daran glauben, dass alle Menschen Haut ohne Poren haben und über perfekte Maße verfügen. Konfektion 42/44 ist nach wie vor das Höchste aller Zugeständnisse. Eigentlich unfassbar, dass die Redaktionen uns nur gesteuert Raum geben und große Größen so nett mit „Curvy“ umschreiben. Wie dankbar bin ich doch für Instagram und Co.
Ich möchte so gerne von den Worten „kaschieren“ und „vorteilhaft“ weg kommen, weil sie mich soooo sehr nerven. Denn „dick“ bedeutet für mich nicht gleich, dass ich versuchen muss, schlanker zu wirken. Auch wenn ich schwarz trage oder Längssteifen – ich bleibe eine Konfektion 54 – so oder so.
Ich verstecke mich generell nicht mehr und bin es gewohnt, dass mir manch einer hinterher guckt. Manchmal ist es die Kombi aus groß und dick… und dann bist du auch noch „hübsch“, sagte mir meine Freundin vor Kurzem: „Kein Wunder, dass die Leute dich angucken“ – sie lachte so herrlich dabei.

Wir brauchen mehr Selbstliebe!
Wie beruhigend ist es doch zu wissen, dass wir unsere eigene Sichtweise auf unseren Körper ändern können – jederzeit. Das ist unfassbar viel Arbeit, die aber letztendlich dazu führt, dass wir uns wohler fühlen.
Wie wäre es, wenn du dir folgende Sätze als Mantra verinnerlichst und dir täglich vor dem Spiegel aufsagst?
1. Du bist immer gut genug!
2. Du bist wertvoll und einzigartig!
3. Nehme dich und deinen Körper an, so wie er gerade ist!
4. Sei dankbar für alles, was du hast!
5. Lobe dich und sei gut zu dir!
6. Akzeptiere alle Gedanken, die du hast, auch die schlechten!
7. Nehme dir täglich Zeit für dich!
8. Nimm deine Grenzen wahr!
9. Stehe für dich ein!
10. Schaffe dir ein liebevolles Umfeld!
11. Tue, was dich erfüllt!
12. Finde deinen eigenen Weg, deine Bestimmung!
Selbstliebe umzusetzen ist wohl die schwerste Aufgabe. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wir jeden Tag daran arbeiten müssen. Auch eine Auszeit für uns selbst ist wichtig. Ich habe vor einiger Zeit meinen ersten Urlaub alleine auf Fanø, einer kleinen dänischen Insel, verbracht. Im letzten Jahr war ich für eine Woche in einem modernen Kloster, eine tolle stille Erfahrung. Diese Reisen waren für mich selbst das beste Geschenk, das ich mir machen konnte.
Und was hat das jetzt mit Mode zu tun?
Ich möchte dir sagen, dass du dich nicht verstecken brauchst. Vergiss die selbsternannte Modepolizei. Trage die weiße Hose, das Shirt mit Streifen, den Rock oder das enge Kleid. Zeige dich und deinen Körper und gehe weiter mutig deinen Weg. Denn wenn wir mit uns im Reinen sind, stehen wir zu uns und strahlen auch eben genau das aus.
Mode sollte immer Spaß machen und niemals eine Last sein.
Und liebe Redakteure – traut euch doch mal mehr Abwechslung zu zeigen. Ich kenne viele tolle Frauen und Männer aller Körper- und Konfektionsgrößen. Sie alle sollten gesehen und gehört werden – niemand muss sich verstecken!
Love yourself,

Toller Artikel! Ich bemühe mich auch jeden Tag darum – mal gut, mal weniger gut (auch mal mit Rückschlägen). Selbstliebe kommt nicht über Nacht… sie entwickelt sich. Baby steps
Liebe Karin,
absolut, da gebe ich dir recht. Es ist ein ständiger Prozess der natürlichen Schwankungen unterliegt.
Ich werde demnächst mal meine liebsten Bücher zum Thema heraussuchen und veröffentlichen.
Alles Liebe,
Tanja
Liebe Frau Marfo,
Sie haben ja so recht. Ich glaube aber auch, dass es für manche von
der Modepolizei schwierig ist umzudenken. Das sind oft jahrelang
schon in Kinderjahren eingetrichterte Denkweisen. Ich spreche die
Menschen in meinem Umfeld mittlerweile darauf an wenn Sie Dinge
wie schwarz macht schlank oder ähnliches sagen. Bis jetzt waren alle
einsichtig. Viele sagen solche Sätze auch einfach nur so dahin. Leider.
Ich weiß das, weil es mir auch so ging. Heute schäme ich mich dafür.
Ich wünsche mir für die Zukunft , dass es keinen Unterschied mehr
geben wird zwischen dick und dünn. Da es wunderbare Menschen
wie Sie gibt, die unermüdlich daran arbeiten, bin ich mir sicher,
dass das auch irgendwann so sein wird.
Mit freundlichen Grüßen
Sabine Boldt